Autoritäre Erziehung: Die Spätfolgen für das Kind

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Die autoritäre Erziehung hat lange das Bild in den Familien geprägt. Nun hat eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung gezeigt, dass sich die Erziehung im Wandel befindet. Doch welche Spätfolgen kann die autoritäre Erziehung eigentlich für die Kinder haben?

Was ist autoritäre Erziehung?

Eltern und andere weisungsbefugte Personen als Autorität – in der Erziehung war genau dies lange ein großes Thema. Kinder wurden aufgezogen und lernten von Beginn an, dass Gehorsam zu den wichtigsten Faktoren gehört. Eine autoritäre Erziehung ist vor allem dadurch geprägt, dass die Entscheidungen, Vorgaben und Regeln durch die Erwachsenen bestimmt werden. Verhandlungsspielraum für die Kinder ist so gut wie gar nicht gegeben.

Die Menge an Regeln in dieser Form der Erziehung ist umfangreich, die Erwartungen an die Kinder sind groß. Um die gewünschten Ziele zu erreichen, wird sehr stark mit Belohnungen und mit Bestrafungen gerechnet. Auch eine emotionale Erpressung ist keine Seltenheit. Die Grundlage für die Erziehung der Kinder ist das Denken der Erwachsenen. Es wird davon ausgegangen, dass Kinder schon früh zu prägen sind, damit sie ordentliche Mitglieder der Gesellschaft werden.

Bei einer autoritären Erziehung kann von sehr klaren hierarchischen Strukturen gesprochen werden. Es findet eine Unterordnung der Kinder durch die Erwachsenen statt. Für das Kind ist dies eine schwierige Grundlage, um sich gesund zu entwickeln, eigene Bedürfnisse umzusetzen und sich frei zu entfalten. Dass dies nicht nur in der Kindheit zu einem Thema wird, hat sich in der Vergangenheit stark gezeigt. Auch die Auswirkungen auf das Erwachsenenleben sind nicht zu unterschätzen.

Bei einer autoritären Erziehung kann von <strong>sehr klaren hierarchischen Strukturen</strong> gesprochen werden.  ( Foto: Shutterstock- Dmytro Zinkevych )

Bei einer autoritären Erziehung kann von sehr klaren hierarchischen Strukturen gesprochen werden. ( Foto: Shutterstock- Dmytro Zinkevych )

Mögliche Spätfolgen bei einer autoritären Erziehung

Immer wieder wird darauf verwiesen, dass sich der autoritäre Erziehungsstil durch Gehorsam auszeichnet. Hinweise dazu, dass die heutigen Kinder ja nicht mehr hören würden und nicht wissen, wie sie sich Erwachsenen gegenüber zu benehmen haben, werden genannt. Dem soll vorgebeugt werden. Zudem gibt es die Argumente, dass Kinder durch Regeln eine gewisse Sicherheit erlangen. Das ist zwar korrekt.

Die Sicherheit selbst ist jedoch nicht immer der richtige Weg. Auch wenn das Kind weiß, welche Grenzen es im täglichen Leben gibt und was seine Aufgaben sind, sollten die Spätfolgen nicht unterschätzt werden.

Die emotionale Vernachlässigung ist dabei ein ganz besonders wichtiges Thema. Auch wenn bei einer autoritären Erziehung nett mit den Kindern umgegangen wird, so fehlt hier stark die emotionale Wärme. Eltern und Erzieher möchten sich gar nicht auf die Gefühle des Kindes einlassen, damit sie nicht Gefahr laufen, sich hier beeinflussen zu lassen.

Es entsteht eine starke emotionale Kälte. Eine der Spätfolgen ist es, dass Kinder möglicherweise bis in das Erwachsenenleben hinein nicht in der Lage sind, selbst emotionale Beziehungen aufzubauen, da sie diese nicht kennengelernt haben. Eine Unfähigkeit, Beziehungen zu führen, und die Weitergabe des Erlebten an die eigenen Kinder sind nicht selten.

Die fehlende Förderung von Individualität, Kreativität und auch dem spontanen Verhalten der Kinder schränkt die Entwicklung stark ein. Durch die strengen Regeln und die Forderungen von deren Einhaltung können sich psychische Erkrankungen entwickeln.

Dazu gehören:

  • Paranoia
  • Sadismus
  • Zwangsstörungen

Nicht selten lässt sich zudem ein aggressives Verhalten beobachten, das aus dem Wunsch des Kindes resultiert, Aufmerksamkeit zu erhalten.

Interessant: Erwachsene, die nach dem autoritären Erziehungsstil erzogen wurden, weisen häufig eine gewisse Unterwürfigkeit auf und bilden ein mangelndes Selbstbewusstsein ab.

Video: Sollten Kinder „hören“ lernen? Ja! Warum Autorität in der Erziehung wichtig ist! ? rohgan.de ?

Was macht eine gute Erziehung aus?

Die autoritäre Erziehung, wie sie noch in den 1940er Jahren meist ausgeübt wurde, gibt es in dieser extremen Form heute nicht mehr. Durch die Einflüsse der antiautoritären Erziehungsbewegungen sowie Erkenntnisse aus der Wissenschaft hat sich hier viel getan. Daher wird heute von einer sanften autoritären Erziehung gesprochen. Für Eltern ist vor allem die Frage interessant, was eine gute Erziehung eigentlich ausmacht.

Sicherheit

Die Regeln in einer autoritären Erziehung sollen den Kindern in erster Linie eine gewisse Sicherheit geben und ihnen zeigen, wie es in einer Gesellschaft zugeht. Dieser Gedanke ist nicht verkehrt und kann ruhig aufgegriffen werden. Dabei sollte es jedoch das Ziel sein, die Regeln durch Vorleben aufzuzeigen und nicht durch Strafe und Erpressung. Kinder lernen von ihren Eltern.

Sie ahmen nach und stellen so schnell fest, wie das Zusammenleben funktioniert. In einer guten Erziehung ist es daher wichtig zu erklären, warum es gewisse Regeln gibt, wie diese aussehen und warum sie sinnvoll sind. Dabei sollten aber auch die Fragen der Kinder aufgegriffen und beantwortet werden.

Freie Entfaltung

Kinder sind neugierig und bringen von Geburt an einige Eigenschaften mit, die sie im Laufe der Jahre durch eine freie Entfaltung zeigen und weiter entwickeln können. Diese freie Entfaltung ist nur dann möglich, wenn die Kinder nicht eingeengt werden. Durch die starren Vorgaben in einer autoritären Erziehung kommt es hier oft zu Konflikten. In einer guten Erziehung sind Eltern bereit, ihren Kindern die Möglichkeit zu geben, sich auszutesten.

Sie verbieten nicht direkt etwas, das in ihren Augen vielleicht keinen Sinn macht. Warum sollte mit dem Essen nicht gespielt werden? Warum kann aus den Töpfen keine Burg gebaut werden? Die Fantasie der Kinder ist ein ganz besonders wichtiger Faktor als Basis für die freie Entfaltung. Hier sollte die Förderung im Vordergrund stehen.

In einer guten Erziehung werden auch Kompromisse eingegangen. Es ist nicht verkehrt <strong>kurz zuzuhören</strong>, warum das Kind heute vielleicht nicht den ausgewählten Pullover anziehen möchte oder warum es am Morgen etwas mehr Zeit benötigt.  ( Foto: Shutterstock-_Iakov Filimonov )

In einer guten Erziehung werden auch Kompromisse eingegangen. Es ist nicht verkehrt kurz zuzuhören, warum das Kind heute vielleicht nicht den ausgewählten Pullover anziehen möchte oder warum es am Morgen etwas mehr Zeit benötigt. ( Foto: Shutterstock-_Iakov Filimonov )

Bedürfnisse erkennen

Die bedürfnisorientierte Erziehung ist ein Stil, der immer häufiger benannt wird. Hier ist zu berücksichtigen, dass die Bedürfnisse aller Menschen beachtet werden. Fälschlicherweise wird Bedürfnisorientierung damit gleichgesetzt, dass Kinder keine Regeln haben und alles machen dürfen, was sie möchten.

Wer als Eltern lernt, zwischen Wünschen und Bedürfnissen zu unterscheiden, der hat den Grundsatz einer guten Erziehung bereits verinnerlicht. Kinder sollten nicht als Störfaktor oder als Menschen gesehen werden, die ihre Eltern ärgern und herausfordern möchten.

Verhandlungsbereit sein

Natürlich haben Eltern gewisse Vorstellungen davon, wie verschiedene Dinge durchgeführt werden. Ein gutes Beispiel ist die Planung am Morgen. Oft ist diese sehr eng getaktet. Es kommt Stress auf, wenn das Kind sich nicht schnell genug anzieht und vielleicht sogar noch darüber diskutieren möchte, was angezogen wird.

Hier sollten Eltern nicht versuchen, sich unbedingt durchzusetzen. In einer guten Erziehung werden auch Kompromisse eingegangen. Es ist nicht verkehrt kurz zuzuhören, warum das Kind heute vielleicht nicht den ausgewählten Pullover anziehen möchte oder warum es am Morgen etwas mehr Zeit benötigt. Entschleunigung und Verständnis sind zwei wichtige Punkte, die beachtet werden sollten.

Die Regeln in einer autoritären Erziehung sollen den Kindern in erster Linie eine gewisse <strong>Sicherheit geben</strong> und ihnen zeigen, wie es in einer Gesellschaft zugeht.  ( Foto: Shutterstock-_fizkes )

Die Regeln in einer autoritären Erziehung sollen den Kindern in erster Linie eine gewisse Sicherheit geben und ihnen zeigen, wie es in einer Gesellschaft zugeht. ( Foto: Shutterstock-_fizkes )

Was ist unter einer modischen Erziehung zu verstehen und wie gut ist sie?

Wer sich ein wenig mit Ratgebern und Themen rund um die Erziehung beschäftigt, der wird vielleicht auch schon einmal von der modischen Erziehung als Erziehungsmethode gehört haben. Dieser Begriff wird gerne verwendet, um einen Stil zu beschreiben, bei dem es darum geht, mit dem Kind in eine Beziehung zu treten und eine gewisse Gleichberechtigung zu schaffen.

Teilweise wird auch einfach von einer antiautoritären Erziehung gesprochen. Aber was heißt das eigentlich und welche Vorteile hat die moderne Erziehung?

In den heutigen Ansichten rund um die Erziehung wird gerne darüber gesprochen, dass ein Kind ein gleichberechtigter Mensch ist. Eine der grundsätzlichen Fragen ist:

Würde ich das jetzt auch von einem Erwachsenen fordern?

Ein gutes Beispiel ist der Abend. Vielleicht hat sich ein Ritual entwickelt, das meist ganz gut klappt. Doch dann kommt dieser eine Abend, an dem der Nachwuchs noch nicht ins Bett möchte, weil er noch nicht müde ist oder vielleicht noch ein Hörbuch beenden möchte. Jetzt kann die Frage gestellt werden: Gehe ich ins Bett, wenn ich nicht müde bin? In der modischen Erziehung ist es durchaus üblich darüber nachzudenken, ob die Wünsche des Kindes möglicherweise umgesetzt werden können.

Viele Eltern haben häufig Sorge, dass solche Ausnahmen die Grundlage dafür sind, dass die Kinder gar nicht mehr bereit sind, auf die Eltern zu hören. Unterstützt werden diese Gedanken durch viele Beiträge in sozialen Netzwerken darüber, dass Kinder immer mehr zu Tyrannen werden.

Diese Entwicklung kann jedoch nicht nachgewiesen werden und basiert nicht grundlegend auf der modernen Erziehung, sondern einer falschen Auslegung von dieser. Nach wie vor liegt es in der Verantwortung der Eltern zu prüfen, welche Formen der jeweiligen Erziehungsvarianten für die Kinder und für das eigene Leben gut geeignet sind.

Video: Die Erziehungskrise – Ist autoritäre Erziehung (psychische) Misshandlung? (14.12.2017 Nano)

Eine gesunde Mischung finden

Wie bei vielen Dingen ist es auch bei der Erziehung die beste Lösung, wenn eine gesunde Mischung gefunden werden kann. Oft sind die Vorstellungen bereits vorhanden, wenn das Baby noch gar nicht auf der Welt ist. Im ersten Lebensjahr sollten Eltern sich bewusst machen, dass es hier für das Baby nur wichtig ist, dass seine Bedürfnisse nach Nahrung, Nähe, Liebe und Pflege erfüllt werden und es ruhig in der Welt ankommen kann.

Grundsätzlich gilt: Kinder lernen durch das Vorleben der Eltern. Wer ein gutes Beispiel ist, der wird auch bei seinen Kindern merken, dass diese mit ihrer Neugier und dem Drang danach zu lernen, zu selbstbewussten und freundlichen Menschen werden.

Autoritäre Erziehung als alleinige Maßnahme ist dabei kein guter Ratgeber. Dennoch können einige autoritäre Punkte durchaus mit in die Erziehung aufgenommen werden. Geht es beispielsweise um die Sicherheit und Gesundheit der Kinder, dann ist es wichtig, sich durchsetzen zu können. Der Gurt im Auto muss auch dann umgelegt werden, wenn das Kind das gerade nicht möchte.

Für eine gute Beziehung zum Nachwuchs ist es jedoch empfehlenswert nachzufragen, warum das Kind nicht möchte und zu erklären, wieso dennoch darauf bestanden werden muss. Akzeptanz und Augenhöhe geben Kindern das Gefühl, ernst genommen zu werden. Auch eine Erziehungsberatung kann hilfreich sein, um den richtigen Erziehungsstil zu finden.

Vielleicht hat sich ein Ritual entwickelt, das meist ganz gut klappt. Doch dann kommt dieser eine Abend, an dem <strong>der Nachwuchs noch nicht ins Bett möchte</strong>, weil er noch nicht müde ist. ( Foto: Shutterstock-kryzhov )

Vielleicht hat sich ein Ritual entwickelt, das meist ganz gut klappt. Doch dann kommt dieser eine Abend, an dem der Nachwuchs noch nicht ins Bett möchte, weil er noch nicht müde ist. ( Foto: Shutterstock-kryzhov )

Fazit: Die autoritäre Erziehung hinterlässt dunkle Spuren

Kinder, die rein mit einer autoritären Erziehung aufgewachsen sind, zeigen häufig noch bis in das Erwachsenenalter hinein Auffälligkeiten. Diese können ganz unterschiedlich aussehen. Die fehlende emotionale Wärme ist dabei ein ganz besonders wichtiger Faktor. Zeigt sich, dass diese nicht vorhanden ist, können Kinder sadistische Züge entwickeln.

Zwänge sind ebenfalls keine Seltenheit. Der Wunsch, ständig nach den Regeln zu leben und sich zu unterwerfen, schränkt die eigene Entwicklung stark ein. Daher sollten Eltern sich früh Gedanken darüber machen, wie sie ihr Kind sicher und auf Augenhöhe in die Welt begleiten können.

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