Was genau ist eigentlich soziale Intelligenz?

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Die Intelligenz betrifft nicht nur den IQ, auch wenn das gemeinhin angenommen wird. Die soziale Intelligenz darf nicht mit anderen Formen verwechselt oder vereinheitlicht werden.

Soziale Intelligenz: Verschiedene Psychologen haben sie definiert

Die Psychologie kennt verschiedene Merkmale, mit denen die soziale Intelligenz zu beschreiben ist. Per Definition sind sozial intelligente Menschen in der Lage, mit anderen Menschen zu kommunizieren und ein Ziel gemeinsam anzugehen. Es geht vor allem darum, etwas Gutes zu erzielen, wobei der Nutzen für eine Person oder für die ganze Gruppe vorhanden sein kann. Wer sozial intelligent ist, muss laut der Meinung von Psychologen aber auch dazu in der Lage sein, andere zu manipulieren. Die Manipulation ist aber nicht zwingend als etwas Schlechtes zu sehen.

Definitionen bekannter Psychologen

Der Psychologe Edward Lee Thorndike aus den USA erkannte 1920, dass Lebewesen lernen können. Er war der Meinung, dass die instrumentelle Konditionierung angewendet werden könnte. Der Zusammenhang zwischen klugem Handeln und sozialer Intelligenz war Thorndike schon damals klar. Nur die Menschen könnten Führungspersönlichkeiten werden, die über genügend soziale Intelligenz verfügen würden. Ein weiterer Psychologe namens David Wechsler entwickelte ein Konzept der Intelligenz. Nur diejenigen, die gleichzeitig intellektuelle Fähigkeiten besitzen und mit anderen Menschen klug interagieren können, sind als sozial intelligent zu bezeichnen. Das Konzept wurde durch Wechsler entwickelt, als ihm auffiel, dass viele seiner Testpersonen zwar in den Tests versagten, aber gleichzeitig in der Lage waren, ihren Alltag gut zu meistern. Damit war klar, dass die Fähigkeiten eines Menschen nicht immer gleichzusetzen sind.

Die soziale Intelligenz war auch für Daniel Goleman ein wichtiges Forschungsgebiet. Goleman machte im Jahr 2006 den Begriff der sozialen Intelligenz einer breiten Masse bekannt. In seinen Veröffentlichungen zeigt Goleman, wie soziale Intelligenz und Erfolg in Beruf und Leben zusammenhängen. Sozial intelligente Menschen hören anderen besser zu und können sich angeblich sogar in verschiedene Situationen und Gefühle besser hineinversetzen. Wer über genügend soziale Intelligenz verfügt, soll auch nonverbale Zeichen zur Kommunikation besser nutzen können. Prof. Dr. Heinz-Martin Süß und Dr. Susanne Weis sehen in der sozialen Intelligenz ein Gebilde, das aus mehreren Dimensionen besteht. Das korrekte Einschätzen von Informationen ist laut diesen beiden Psychologen nur durch das soziale Verständnis möglich. Wichtig sind aber auch die soziale Wahrnehmung und das soziale Gedächtnis, denn nur alle Fähigkeiten zusammen lassen den Menschen zu einem sozialen Wesen werden, das flexibel und erfolgreich sein kann.

Diese Fähigkeiten bringen sozial intelligente Menschen üblicherweise mit

Soziale Intelligenz kann auch in alltäglichen Situationen hilfreich sein. (Foto: AdobeStock - Mirko Vitali)

Soziale Intelligenz kann auch in alltäglichen Situationen hilfreich sein. (Foto: AdobeStock – Mirko Vitali)

Wissenschaftler sprechen von SPACE, wenn es um die speziellen Eigenschaften von sozial intelligenten Menschen geht:

S ist gleich Situationsbewusstsein

Sozial intelligente Menschen wollen jederzeit wissen, in welcher Situation sie sich aktuell befinden. Der Betreffende achtet auf sein komplettes Umfeld und auf die Menschen, die sich darin befinden. Es wird nach Anzeichen von Stress gesucht und versucht, das Verhalten der Anwesenden untereinander einzuschätzen. Das eigene Verhalten kann an die jeweilige Situation angepasst werden. Er gewinnt damit ein höheres Maß an Sicherheit. Es ist daher besser, sich zuerst in neuen Situationen zurückzuhalten und die Lage zu sondieren.

P = Präsenz

Ein sozial intelligenter Mensch sieht nur die Person, die gegenüber sitzt. Die ganze Konzentration liegt auf dem Gespräch und auf dem Gesprächspartner, was er oder sie sagt und nonverbal zeigt. Alles andere spielt keine Rolle in dem Moment. Die Aufmerksamkeit gilt auch nicht dem Smartphone und eingehenden Nachrichten. Das Interesse gilt nur der Person, die hier gegenüber sitzt, dem gemeinsamen Gespräch und der aktuellen Situation.

A steht für Authentizität

Die Fähigkeit, sich selbst und seine Handlungen zu reflektieren, ist für die Fähigkeit zur Authentizität von immenser Bedeutung. Authentische Menschen sind in der Lage, sich natürlich zu geben und zu den für sie wichtigen Werten zu stehen. Sie stehen zu sich selbst und müssen sich nicht auf Zwang anpassen oder verstellen. Sie wissen selbst, was wichtig ist und können sich jederzeit treu bleiben. Solche Menschen kennen den Unterschied zwischen sich und anderen und wissen um ihre Stärken. Die Fähigkeiten authentischer Menschen werden von anderen geschätzt.

C steht für Clarity

Um sich anderen gegenüber verständlich zu machen, ist Klarheit wichtig. Wichtig ist dafür, zu wissen, was sich mit Sprache erreichen lässt. Es geht darum, anderen Menschen zu vermitteln, was gesagt werden soll. Der Gesprächspartner sollte nicht in die Lage kommen, das Gesagte seines Gegenübers deuten zu müssen. Wer sich gegenseitig verstehen möchte, sollte eher Wert auf Klarheit als auf theoretische Sprachregeln legen. Wer über ein gutes Sprachgefühl verfügt und sozial intelligent ist, lässt keine Zweifel an seinen Aussagen zu.

E steht für Empathie

Empathische Menschen bringen die wichtigste Eigenschaft für soziale Intelligenz mit. Es ist stets wichtig, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und ihre Sicht der Dinge zu verstehen. Ein gesundes Selbstbewusstsein ist dafür vonnöten, dann nur damit kann man sich auf andere Menschen einlassen. Anderen und sich selbst gegenüber muss Respekt vorhanden sein. Jede Person muss erstgenommen werden! Es geht hierbei um Empathie und Respekt als wichtige Bausteine einer Gesellschaft.

Ist soziale Intelligenz zu testen und zu fördern?

Die soziale Intelligenz lässt sich nicht mit einem konventionellen IQ-Test testen, dieser dient nur der Feststellung der logisch-abstrakten und der kognitiven Fähigkeiten. Die soziale Intelligenz kann nur im Kontext mit anderen Faktoren im sozialen Bereich getestet werden. Aus verschiedenen Fragestellungen und den zugehörigen Antworten ergibt sich ein komplettes Profil der zu testenden Person.

Welche Fragen werden bei einem Test gestellt?

Die Antworten auf die folgenden Fragestellungen sollen es ermöglichen, die soziale Intelligenz zu bewerten.

  • Was empfindet die zu testende Person bei den Gefühlen anderer Menschen?
  • Kann sich die zu testende Person in andere Menschen hineinversetzen?
  • Ist die Kooperation mit anderen schwer oder geht sie leicht von der Hand?
  • Sind Sie in der Lage, mit anderen zusammen an einem festen Ziel zu arbeiten?
  • Können Sie eine Beziehung zu anderen Menschen aufbauen?
Ein Test kann Klarheit schaffen, wie gut und sicher Sie in sozialen Interaktionen sind. (Foto: AdobeStock - jirsak)

Ein Test kann Klarheit schaffen, wie gut und sicher Sie in sozialen Interaktionen sind. (Foto: AdobeStock – jirsak)

Insgesamt kann ein solcher Test aber nur Hinweise geben. Der Test kann nur ansatzweise eine Bewertung der sozial intelligenten Fähigkeiten einer Person ermöglichen. Der Magdeburger Test zur sozialen Intelligenz ist hilfreich, um eine fehlerhafte Selbsteinschätzung auszuschließen. Prof. Dr. Heinz-Martin Süß hat den Test mitentwickelt, möglich soll die Bewegung der sozialen Wahrnehmung sowie des sozialen Verständnisses sein.

Förderung der sozialen Intelligenz

Berechtigterweise stellt sich die Frage, wie etwas zu trainieren sein soll, das nicht zu testen ist. Fälschlicherweise wird angenommen, dass Intelligenz ein unveränderbarer Faktor ist. Niemand kann sich aber so genau zur Intelligenz festlegen, der Bereich ist insgesamt sehr komplex. Sogar die Tageszeit ist maßgeblich an der Intelligenz beteiligt. Die Testergebnisse eines IQ-Tests können sich unterscheiden, je nachdem, zu welcher Tageszeit sie durchgeführt wurden oder ob längere bzw. kürzere Abstände zwischen ihnen liegen. Der Grund für die Unterschiede liegt in der Leistungsfähigkeit und aktuellen Belastbarkeit des Gehirns. Beeinflusst durch verschiedene Faktoren ist das Gehirn nicht immer gleich belastbar. Dies gilt auch für sozial intelligente Menschen, die nicht immer gleich belastbar sind. Diverse Faktoren beeinflussen die Fähigkeiten bei sozial intelligenten Menschen. Auch überaus soziale Menschen kennen Situationen, in denen sie andere Menschen am liebsten meiden würden.

Extrovertierte haben es auf Partys einfacher. (Foto: AdobeStock - Rawpixel.com)

Extrovertierte haben es auf Partys einfacher. (Foto: AdobeStock – Rawpixel.com)

Wer die soziale Intelligenz trainieren möchte, sollte sich mit anderen Leuten treffen und den Kontakt suchen. Es soll tatsächlich möglich sein, den Umgang mit anderen Menschen zu trainieren! Es reicht teilweise schon, nach der Arbeit mit den Kollegen etwas zu unternehmen. Jeder sollte aber seine individuelle Komfortzone kennen. Auch ein gutes Training kann aus einem introvertierten Menschen keine „Rampensau“ werden lassen. Die Interaktion mit anderen Menschen sowie eine offene Kommunikation können dennoch erlernt und geübt werden.

Introvertierte müssen nicht immer Partygänger werden. (Foto: AdobeStock - Jeff Bergenpeopleimages.com)

Introvertierte müssen nicht immer Partygänger werden. (Foto: AdobeStock – Jeff Bergenpeopleimages.com)

Partygänger werden aus Introvertierten dennoch nicht. Wichtig ist wie bei jedem Training eine gewisse Regelmäßigkeit. Das ist bei allen Trainings so und daher vergleichbar mit sportlichen Übungen oder Rätseln zum Gehirnjogging. Das Training sollte in Gruppen stattfinden. Passende Verhaltensweisen in verschiedenen Situationen können in der Gruppe besser geübt werden. Die Teilnehmer am Training lernen, in der Gruppe frei zu sprechen und sich gegen andere Meinungen durchzusetzen, gleichzeitig sollen sie sich in die Gefühle der anderen Teilnehmer hineinversetzen können.

Mit Kindern kann zu Hause bereits begonnen werden, ein erwünschtes Verhalten zu üben. Kinder lernen auch durch die Teilnahme an verschiedenen Gruppen, sich einzubringen und sich sozial intelligent zu verhalten. Kinder lernen dabei in verschiedenen Situationen, wie sie reagieren müssen und dass sie selbst aktiv sein sollten. Die Kleinen testen direkt, ob sie sich mit der erwarteten Verhaltensweise wohlfühlen oder ob nicht eine andere Reaktion oder Aktion sinnvoller gewesen wäre. Schon die Kleinsten werden so an die soziale Intelligenz herangeführt.

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