Umarmender Reim: Definition, Reimschema, Wirkung und Beispiele
Umarmender Reim: Definition
Mehrere Verszeilen werden bei einem umarmenden Reim umschlossen. Es reimen sich immer die erste und die letzte Zeile der Verse, der Reim schließt die Verse ein. Somit trägt diese Reimform auch den Namen „umschließender Reim“. Die Sprachkunde kennt den Reim als „Reimpaar aus den Endreimen der ersten und letzten Verszeile“, wobei sich die Reime innerhalb einer Strophe befinden. Abgekürzt wird das Schema mit „abba“.
Wirkung und Beispiel
Kein Dichter überlässt die Gestaltung seiner Werke dem Zufall. Das heißt, dass der umschließende Reim ganz bewusst gewählt wird, weil der Poet auf dessen Wirkung setzt.
Die Reimform trägt zur Gesamtaussage des Gedichts bei und ruft eine bestimmte Stimmung hervor.
Der Dichter setzt Akzente und ruft Effekte hervor, die wiederum Emotionen beim Leser auslösen sollen. Anhand verschiedener Beispiele lässt sich die Wirkung dieser Reimform nachvollziehen.
Umschließender Reim Wirkung
Der umschließende Reim erreicht folgende Wirkungen:
-
Verbindung der Verse
Innerhalb einer Strophe werden durch die Reimform die Verse miteinander verbunden. Somit entsteht eine enge Beziehung unter ihnen und sie werden als einheitliche Sinneinheit wahrgenommen. Gleichzeitig wird durch die bewusste Abtrennung der Strophen eine Struktur im Gedicht geschaffen.
-
Abgrenzung der Strophen
Wie schon gesagt grenzt der Reim Strophen voneinander ab. Zudem erreicht der Dichter eine gewisse Struktur und Rhythmik in seinem Gedicht, die Reime können seitens der Leser als Orientierungspunkte genutzt werden. Verständlichkeit und Lesbarkeit des lyrischen Werkes werden besser.
-
Hervorheben von Sinneinheiten
Die umarmenden Reime bilden eine Sinneinheit aus erstem und letztem sowie aus den inneren Versen. Die letzte Verszeile macht das Werk „rund“ und sorgt für einen stimmigen Abschluss.
-
Überraschungseffekt
Das Reimwort für die erste Verszeile steht erst am Ende der Strophe. Damit kann der Leser überrascht werden, die Aufmerksamkeit wird erhöht. Außerdem entsteht eine gewisse Spannung, weil der Leser nicht mehr mit dem Reim gerechnet hat.
Georg Trakl: „Im Winter“
Er ist’s von „Eduard Mörike“
Beispiel 1
Beispiel 2
Aufbau: Zwei Paare, ein harmonisches Gedicht
Das umarmende Reimschema, auch als „Kreuzreim“ bekannt, ist eine poetische Technik, die durch die Bildung von zwei Reimpaaren in einem Gedicht charakterisiert ist. Hierbei reimen sich jeweils zwei aufeinanderfolgende Verse, wobei das erste Reimpaar das zweite umschließt, ähnlich wie bei einer Umarmung. Diese stilistische Wahl verleiht dem Gedicht eine harmonische Struktur und verstärkt sowohl die Bedeutung als auch den Klang des Werks. Typischerweise finden sich in einem Gedicht mit einem umarmenden Reim die Reimschemata ABAB oder CDCD, wobei A und C sowie B und D jeweils reimen. Dichter nutzen diesen Reimstil oft, um rhythmische Variationen zu erzeugen und die Leser oder Zuhörer in die poetische Welt des Gedichts zu entführen.
Diese Arten von Reimschemata gibt es
- Paarreim (aa, bb, cc)
- Kreuzreim (ab, ab)
- Blockreim oder umarmender Reim (abba)
- Haufenreim (aaaa, bbbb)
- Schwefelreime (aabccb)
- Kettenreim oder Terzinenreim (aba, bcb, cdc)
- Binnenreim (Reim innerhalb des Verses)
Video: Paarreim, Kreuzreim und umarmender Reim
Paarreim (aa, bb, cc)
- Das Herz voller Freude, der Tag so schön, (a) Die Blumen erblühen, die Vögel fliehn. (a) Im Park spazieren, Hand in Hand, (b) Verweilen wir, in diesem Zauberland. (b) Die Sonne sinkt, der Tag entweicht, (c) Doch in unseren Herzen das Licht stets gleicht. (c)
- Der Himmel leuchtet in tiefem Blau, (a) Die Wolken ziehen, still und grau. (a) Ein Lächeln im Gesicht, ein Funkeln im Blick, (b) Gemeinsam gehen wir, Schritt für Schritt. (b) Die Sterne funkeln, die Nacht erwacht, (c) In unseren Herzen brennt die Leidenschaft sacht. (c)
- Die Wellen rauschen, der Strand so weit, (a) Wir wandern gemeinsam, zu zweit. (a) Der Sand so weich, die Sonne lacht, (b) Gemeinsam erleben wir diese prächtige Pracht. (b) Die Möwen kreischen, der Wind weht leis, (c) Doch unsere Liebe bleibt stets so heiß. (c)
- Die Blätter fallen, der Herbst beginnt, (a) Die Tage verkürzen, die Dunkelheit gewinnt. (a) Wir kuscheln uns ein, Hand in Hand, (b) Genießen die Wärme, im Lichterschein verbannt. (b) Die Kaminflamme züngelt, die Ruhe umgibt, (c) In unserer Umarmung das Glück stets verbliebt. (c)
Beispiele eines Kreuzreim
- Die Sonne scheint so warm und hell, (a) Die Blumen blühen, süßer Duft im Wind. (b) Die Vögel singen, ihre Lieder im Spiel, (a) Der Frühling ist da, alles neu beginnt. (b)
- Der Wald ist still, kein Laut zu hören, (a) Die Bäume rauschen im sanften Wind. (b) Ein Hirsch tritt leise aus den Föhren, (a) Natur und Stille, hier find ich mein Kind. (b)
- Die Wolken ziehen, grau und schwer, (a) Der Regen fällt, ein stetiges Lied. (b) Doch bald schon scheint die Sonne, hehr, (a) Das Leben pulsiert, das Glück mir zieht. (b)
- Die Nacht bricht an, der Mond erwacht, (a) Die Sterne funkeln, am Himmel weit. (b) Die Welt liegt ruhig, in tiefer Nacht, (a) Doch meine Gedanken, treiben in Einsamkeit. (b)
Der Blockreim/der umarmende Reim (Schema abba)
- Die Sonne strahlt, ein goldner Schein, (a) Die Blumen blühen, bunt und fein. (b) Der Tag beginnt, ein neues Glück, (b) Die Vögel singen, frei von Tück. (a)
- Der Wald erwacht im Morgenlicht, (a) Die Bäume rauschen, wild und dicht. (b) Ein Hirsch tritt leise aus dem Grün, (b) Die Ruhe hier, ein stiller Ruhm. (a)
- Der Regen fällt, ein sanftes Lied, (a) Die Blumen trinken, voller Fried‘. (b) Die Welt erstrahlt in frischem Glanz, (b) Ein Hauch von Frühling, süßer Tanz. (a)
- Die Nacht ist still, der Mond erwacht, (a) Die Sterne funkeln, in voller Pracht. (b) Die Träume fliegen, weit und fern, (b) Die Welt im Schlaf, ein stiller Stern.(a)
Haufenreim (Schema aaaa, bbbb)
- Die Blumen blühen in jedem Beet, (a) Die Vögel singen ihr fröhlich Lied, (a) Die Bäume rauschen im sanften Wind, (a) Die Sonne strahlt, ein warmes Kind. (a)
- Die Sterne leuchten am Himmelszelt, (b) Die Wolken ziehen, schnell und schnell, (b) Die Nacht ist ruhig, die Welt erwacht, (b) Die Träume fliegen in dunkler Nacht. (b)
- Die Bäche plätschern, die Wiesen blüh’n, (a) Die Schmetterlinge, bunt und kühn, (a) Die Kinder lachen, im grünen Gras, (a) Die Zeit vergeht, wie sie immer was. (a)
- Die Stille herrscht in jedem Raum, (b) Die Lichter flackern, im Abendtraum, (b) Die Gedanken wandern, weit und fern, (b) Die Sehnsucht wächst, in unsrem Stern. (b)
Beispiele eines SCHWEIFREIME (Schema aabccb)
- Die Sonne sinkt im roten Schein, (a) Die Vögel singen, leis und rein, (a) Der Mond erstrahlt am Himmelszelt, (b) Die Nacht beginnt, still und kühlt. (b) Die Sterne funkeln, hell und klar, (c) Die Welt erwacht im Sternenmeer. (c)
- Die Blumen blühen, bunt und schön, (a) Die Bienen summen, fröhlich geh’n, (a) Der Wind streicht leise durch das Feld, (b) Die Gräser neigen sich im Zelt. (b) Die Bäche rauschen, wild und klar, (c) Die Natur singt, ein Lied so wahr. (c)
- Die Stadt erwacht im Morgenlicht, (a) Die Straßen füllen sich, Schritt für Schritt, (a) Die Häuser ragen, hoch und weit, (b) Die Menschen eilen, in die Zeit. (b) Die Glocken läuten, hell und laut, (c) Die Arbeit ruft, der Tag beginnt vertraut. (c)
Beispiele für das Kettenreim-Schema (aba, bcb, cdc)
- Die Sonne sinkt im Abendrot, (a) Die Vögel singen ihre Lieder, (b) Der Himmel glüht, ein goldener Flot. (a)Die Nacht erwacht mit sanftem Flimmern, (b) Der Mond erstrahlt in voller Pracht, (c) Die Sterne funkeln, immer schimmernd. (b)Die Welt liegt ruhig, im Schlaf gebettet, (c) Die Träume tanzen, im Dunkel der Nacht, (d) Die Zeit entschwindet, in Gedanken verstrickt. (c)
- Die Blumen blühen, in voller Pracht, (a) Die Bienen summen, emsig und fleißig, (b) Der Duft erfüllt die laue Nacht. (a)Die Bäche plätschern, im Mondenschein, (b) Das Gras wiegt sich, im sanften Wind, (c) Die Natur erwacht, im Zauber des Seins. (b)Die Sterne leuchten, am Himmelszelt, (c) Die Welt im Einklang, von Anfang bis Ende, (d) Die Schönheit liegt, in jedem Moment der Welt. (c)
Beispiele eines Binnenreim (Reim innerhalb des Verses)
- In dem Tale, wo die Quellen rauschen, Bäume sich im Windeshauch verbiegen, Lieblich Blumen ihre Köpfe neigen.
- Überm Tale, wo die Wälder stehen, Möwen kreisen, lautlos gleiten, Wellen sanft ans Ufer gleiten.
- Unter’m Dache, wo die Träume spielen, Schatten tanzen, leise flüstern, Sterne funkeln, am Himmel hüstern.
- Im Gewirr der Stadt, wo Menschen eilen, Straßen voller Leben, Lärm und Hast, Träume in den Häuserschluchten rast.
- Zwischen Büchern, wo die Weisheit wohnt, Worte tanzen, lebendig fließen, Ideen sich im Geiste schießen.
- In einer Stadt, am Rand der Nacht,
Da liegt ein Traum, der leise lacht. - Der Wind pfeift durch das hohe Gras,
Ein Vogel singt, im Sonnenstrahl, was. - Im Waldesdunkel, tief und schwer,
Verborgen liegt ein wildes Meer. - Die Blumen blühen, bunt und fein,
Im Garten tanzen sie im Sonnenschein. - Ein Kind im Schnee, so klein und zart,
Spielt, als wäre es nie zu kalt.